Zusammen wachsen
Diese Beziehung beruht auf gegenseitigem Wertschätzen, Mögen und Achten – Parameter, ohne die echtes und freudiges Lernen nicht möglich sein kann. Die KlassenlehrerInnen arbeiten auch eng mit den Eltern zusammen, deren Unterstützung und Vertrauen natürlich auch im Klassenzimmer spürbar sind. So lernen sich SchülerInnen, Eltern und KlassenlehrerInnen im Laufe der Zeit richtig gut kennen und können im Laufe der Jahre tatsächlich zusammen wachsen.
Epochenunterricht
Die KlassenlehrerInnen begleiten ihre Klassen jeweils bis zur 6. oder 8. Schulstufe und verbringen täglich mindestens zwei Stunden mit ihren SchülerInnen, wodurch sich KlassenlehrerInnen und SchülerInnen besonders gut kennenlernen. Diese enge Beziehung bewirkt bei den SchülerInnen eine intensive Identifikation mit den Lehrinhalten. Die KlassenlehrerInnen wiederum sind Ansprechperson Nummer eins für SchülerInnen und Eltern.
In drei- oder vierwöchigen Epochen werden vor allem die natur- und geisteswissenschaftlichen Fächer unterrichtet (außer Fremdsprachen). Die wochenlange Auseinandersetzung mit einem Lehrstoff intensiviert dessen Aufnahme. Sie erlaubt auch, dass die SchülerInnen Fragestellungen erstmal überschlafen, bevor sie die Antwort darauf finden oder bekommen. Dadurch tauchen LehrerInnen und Klasse in den jeweiligen Stoff tief ein. Es bleibt Raum für möglichst bildhaften Unterricht ebenso wie für Projekte und Ausflüge. Bleibendes Wissen auf Grund von tiefem Durchdringen und Begreifen ist das Ziel.
Gebiete, die des ständigen Übens bedürfen, wie Fremdsprachen, Sport, handwerklicher oder künstlerischer Unterricht, finden im Anschluss in regelmäßigen Fachstunden statt.
Dreigliederung des Epochenunterrichts
Da die Waldorfpädagogik die Bildung des gesamten Menschen zum Ziel hat, wird selbst innerhalb des Epochenunterrichts sowohl mit Kopf, Herz und Hand gearbeitet – Geist, Körper und Seele sollen hier angesprochen werden.
Eine Epochenunterrichtseinheit besteht aus drei klar abgegrenzten Teilen:
Im rhythmischen Teil wächst die Klasse durch gemeinsames Singen, Flöten und Rezitieren zusammen. Zudem wird größter Wert auf Aussprache gelegt, der Wortschatz wird bereichert durch anspruchsvolle Lyrik. Von klein auf werden die SchülerInnen zudem daran gewöhnt, Beiträge aus dem rhythmischen Teil vor einem öffentlichen Publikum vorzutragen. Das musikalisch rhythmische Arbeiten fördert auch die Konzentration für den darauffolgenden
Arbeitsteil: Hier wird der Lehrstoff des Vortages wiederholt, neuer Lehrinhalt angeeignet. Bewusst wird hier möglichst lange auf Schulbücher verzichtet. Alles, was die SchülerInnen lernen, schreiben sie in ihre Epochenhefte, wodurch wiederum eine intensive Auseinandersetzung mit dem Lehrstoff gewährleistet wird.
Als Abschluss des Epochenunterrichtes wird täglich eine dem Alter angepasste Geschichte erzählt. Diese dient nicht nur zur Entspannung, sondern ergänzt ab der Mittelstufe auch den Geschichtsunterricht.
Text: Claudia Degen
Download: Lehrplan der österreichischen Freien Waldorfschulen bzw. Rudolf Steiner Schulen im Waldorfbund Österreich, gültig seit dem Schuljahr 2010/2011